Bauern leiden

Bauern leiden
Gerhard Hauptmann: Rose Bernd. Schauspiel Bonn, Kammerspiele
Schnüss
November 1998

Das Schauspiel Bonn fand in seiner PR keine kleinlauten, sondern durchaus selbstbewußte Worte. Die thematische Aktualität der Geschichte von der meineidigen Kindsmörderin liege auf der Hand. So? Warum wollte man nur dieses pietistisch-kleinbürgerliche Milieu Niederschlesiens auf die Bühne bringen? Wir haben es nicht herausgefunden, aber dafür viel gelacht.

Nicht Streckmann, dieser abgrundtief schlechte Scheunen-Casanova bricht am Ende die blühende Rose, sondern das übermächtige „Schicksal“, … als düsteres Wolkenpanorama bedrohlich dräuend in die Kammerspiele gestellt. Immerhin hat sie [die Bühnenbildnerin] die schlesische Scholle nicht naturalistisch auf die Bühne geschaufelt, sondern als eine Art wild wogenden Mikadostäbchen-Boden fast ins Komische verfremdet. Ein Lichtblick in diesem staubigen Kammerspiel sind jedoch die Schauspieler … Vor allem berührt die sehr natürlich spielende Johanna Wokalek als Rose Bernd. August Keil, ihr anrührend kläglicher Bräutigam, findet zum Schluß mitleidige Worte für sie: „Das Mädel, was muß sie gelitten han“. Ja, und die Zuschauer erst!